Die Streberin

Hier eröffnete sich mir eine neue sprachliche Freiheit: Der Deutschaufsatz. Mich begeisterten vor allem erzählerische Formen und Schilderungen. Da konnte ich aus meiner Bilderwelt schöpfen. Wenn die anderen beim Stichwort Aufsatz stöhnten, war ich wohl das einzige Kind der Klasse, das innerlich jubelte. Es erfüllte mich mit Stolz, dass ich für meine Texte Zuhörerinnen fand, denn ich durfte sie des Öfteren der Klasse vorlesen. Ein Wehrmutstropfen blieb jedoch meine undisziplinierte Rechtschreibung. Das gleichzeitige Praktizieren von Kreativität und Disziplin war mir trotz aller Anstrengung noch unmöglich. Das trug mir manchmal schlechtere Noten ein. Auch mit sachlichen Texten hatte ich anfangs Mühe. Ich musste meinen kreativen Überschwang bremsen und auf Klarheit achten. Geschadet hat dies meiner Schreibentwicklung nicht. Das Malen und Zeichnen lag leider in der Schule brach. Die Angst vor Kritik und Fehlern lähmte meinen gestalterischen Antrieb.